Zwei Klubs mit zwei Philosophien

ASV Habach und der 1. FC Penzberg: Zwei Klubs mit zwei Philosophien bei den Reserveteams

Artikel vom 17. April 2025

Der Artikel wird präsentiert von:

    Die zweiten Mannschaften des ASV Habach und des 1. FC Penzberg spielen beide in der A-Klasse. Beide Klubs verfolgen unterschiedliche Ansätze.

    Penzberg – Äußerlich könnten diese zwei Klubs nicht unterschiedlicher sein. Im Osten der 1. FC Penzberg, der größte Fußballverein einer ganzen Stadt mit ellenlanger Historie, schillernden Persönlichkeiten und dem Anspruch, der Beste zu sein. Nur wenige Kilometer daneben der ASV Habach, der Inbegriff des Dorfklubs, dessen Erfolge auf Kameradschaft fußen. In der Realität befinden sich beide auf einer Ebene. Und beide Bezirksligisten beschäftigt ein und dieselbe Thematik: nämlich die mit der Reserve, die nur in der A-Klasse beheimatet ist.

    Der ASV Habach ist gar nicht so traurig, dass die Reserve in der A-Klasse geblieben ist

    Für die Männer vom Dorf ist das kein Stress. Sie kennen ihre Ursprünge. ASV-Trainer Max Strasser sagt: „Einen vorderen Mittelfeldplatz in der A-Klasse würde ich immer nehmen.“ Er hat ja noch die Zeiten vor dem Aufschwung mitgemacht, gehörte zu den Köpfen, die im Jahr 2011 eine Zweite Mannschaft in Habach überhaupt erst wieder formten. „Seitdem ist das meine Herzensangelegenheit“, betont Max Strasser, früher Spieler, heute Coach.

    Zufällig in dieser Woche telefonierte er mit seinem Vorgänger Stefan Fuchs. Man versteht sich nach wie vor blendend. „Der hat immer noch Albträume von der 97. Minute“, scherzt Strasser und spielt auf den Relegations-K.o. gegen Raisting II in der vergangenen Saison an, der den ASV im letzten Moment noch den Aufstieg kostete.

    „Der Sprung nach oben ist einfach krass.“

    Max Strasser über den Aufstieg von der A-Klasse in die Kreisklasse.

    Wobei sie im Nachhinein gar nicht traurig sind, in der A-Klasse geblieben zu sein. Raistings Reserve war in der Kreisklasse 3 wochenlang Schlusslicht und belegt selbst nach drei Siegen aus den vergangenen vier Partien noch immer einen Abstiegsplatz. Habach selbst ging im Herbst durch unruhige Zeiten mit teilweise nur zwölf Spielern bei Ligaduellen. „Der Sprung nach oben ist einfach krass“, weiß Trainer Strasser.

    In Habach beachten sie die Entwicklung genauer als das rohe Ergebnis. Deshalb spricht der Trainer auch von einer erfolgreichen Saison, obwohl es derzeit in der A-Klasse 6 nur für Rang fünf reicht. Diverse Dynamiken sorgen für Freude im ASV-Lager. Niemand aus der Ersten ist sich mehr zu schade, für die Reserve zu kicken.

    Strasser traut Moritz Ott den Sprung nach oben zu: „Er kämpft sich wieder ran“

    Sogar ein dekorierter Kicker wie Maximilian Kalus lief schon in der A-Klasse auf. Mittlerweile bilden beide Teams eine große, weiß-blaue Einheit. Zudem ist die Durchlässigkeit nach oben hoch. Männer wie Severin Annaberger, Florian Neuschl oder die Steuer-Brüder sind fester Teil des Bezirksliga-Kaders, haben die Route über die Reserve genommen. „Freut mich wahnsinnig, dass sie den Sprung geschafft haben“, sagt Strasser.

    Die Neuen stehen bereits parat. Mit Mika Hülsmann, Jakob Hoyer und Tobias Tafertshofer (endlich mal ein Torwart) bauen sie drei A-Jugendliche ein. Das gab’s in den vergangenen Jahren auch nicht oft. Den Sprung nach oben traut der Coach als nächstes Moritz Off zu, der ohnehin schon auf dem Radar ist, nach seiner Verletzung in der Relegation aber Monate brauchte, um wieder fit zu werden. „Ultrabitter, aber er kämpft sich wieder ran“, sagt Strasser. Auf dieses Projekt hat der Trainer weiterhin Lust. Bereits im Winter sagte Max Strasser für eine weitere Saison zu. „Es macht einen Riesenspaß mit der Truppe.“

    Penzberg-Trainer Robert Jyrek würde Engagement in der Kreisklasse oder Kreisliga reizen

    Der Nachbar aus Penzberg ist ganz ähnlich aufgestellt. Nur noch einen Ticken ambitionierter. In näherer Zukunft, sagt Trainer Robert Jyrek, sollte es schon das Ziel der Reserve sein, ein Stockwerk nach oben zu gehen. Auch der Coach selbst hat Ambitionen. In Bad Heilbrunn betreute er über mehrere Jugend-Jahre die erstklassigen Jahrgänge mit Namen wie Schnitzlbaumer, Specker und Pföderl – heute das Gerüst der Bezirksliga-Mannschaft.

    Mittlerweile befindet er sich auch beim FCP schon in seiner fünften Saison, die letzten zwei davon bei der Reserve. „Ich bin keiner, der alle Jahre weiterzieht“, betont Robert Jyrek. Doch ein Engagement in der Kreisklasse oder Kreisliga würde ihn reizen. „Das wäre mein Wunsch“, sagt er. Ob das mit Penzberg hinhaut?

    Jyrek vermisst Leitwolf bei der zweiten Mannschaft des 1. FC Penzberg

    In der aktuellen Saison haben seine jungen Wilden noch die Chance auf die Top Vier. „Das sollte das Ziel sein“, betont der Coach. Mit etwas Glück geht sogar noch Richtung Relegation was. Robert Jyreks Team besteht ausnahmslos aus U23-Kickern, allesamt aus der eigenen Jugend, was gleichzeitig Himmel und Hölle bedeutet. Einerseits spielen sie einen unbeschwerten, wunderschönen, technisch sauberen Fußball. „Das sind alles Straßenkicker“, lobt der Coach. Andererseits fehlt „ein älterer Leitwolf“ – und Jyrek hat mit dem Zeitgeist der Jungen zu kämpfen. „Das ist eine neue Generation. Für die ist es schwierig, Feedback zu akzeptieren.“

    Große Schwierigkeiten hatte er in der Vorrunde, die Spielzeit zu verteilen. Angesichts des riesigen Kaders von 29 Mann. Weil der eine oder andere freilich nicht mit seinen Minuten zufrieden war, dünnte sich das Team im Winter aus, verteilte sich auf die üblichen Anlaufstellen Antdorf, Habach, ESV. „Die Spieler sind überall gefragt, werden selbst in der A-Klasse angesprochen“, weiß Robert Jyrek. Das ist nun mal der Kreislauf im Penzberger Fußball, der seit Jahrzehnten so abläuft.

    „Ich möchte Spieler für die Erste rausbringen.“

    Robert Jyrek

    Losgelöst davon bleibt der Coach seiner Philosophie treu. „Ich möchte Spieler für die Erste rausbringen“, betont er. Eine Reihe seiner Kicker schmeckt bereits hin, sie sitzen regelmäßig auf der Bank bei Bezirksliga-Partien, warten aber noch auf ihre Reifeprüfungen. Ihr Trainer mahnt zur Geduld, auch wenn das nicht die größte Stärke der jungen Leute ist. „Mancher tut sich schwer, das zu akzeptieren“, weiß Robert Jyrek.

    Trotzdem: Die Entwicklung in der Reserve passt. Längst haben sich die Techniker auch hinten stabilisiert, ihre großen Probleme bei Standards beseitigt. „Es läuft sehr gut, wir kassieren wenig Tore“, lobt der FCP-Coach. Im Endspurt stehen noch Duelle mit Grainau und Bad Kohlgrub an, die aktuellen Top-Anwärter auf Rang zwei. Eine kleine Chance besteht also noch. Und wenn nicht, greifen die Penzberger nächste Saison an. Allein sieben Mann aus der Stammformation bestreiten gerade ihr erstes Jahr im Seniorenbereich. 

     

    Quelle: Andreas Mayr