Penzberger Futsaler vor Bundesliga-Abstieg: „Cooles Spiel mit falschem Ausgang“

Nach 5:6 gegen St. Pauli

Ein wenig fühlte sich das an wie eine letzte große Aufführung. Die Bühne heißt „Bundesliga“ und sie wird dem 1. FC Penzberg auf ewig bleiben, in den Chroniken und Erzählungen, die diesen Abstieg überleben werden.

Penzberg – Der Sauerstoff wird knapp, um es bildlich auszudrücken. Nach der 5:6-Niederlage gegen Aufsteiger St. Pauli hat die Realität Einzug gehalten.

„Für uns war das die letzte Hoffnung“, sagt Spielertrainer Maximilian Kalus. „Jetzt haben wir keinen Druck mehr.“ Der Klassenerhalt im Futsal-Oberhaus käme einem Wunder gleich, auch wenn er nicht unmöglich ist. Sechs Punkte fehlen zum Neunten, der sich dann aber noch durch die harte Relegation kämpfen müsste.

In der Partie gegen St. Pauli boten die Penzberger noch einmal alles auf, was diese Disziplin des Hallenfußballs zum festen Bestandteil der lokalen Sportlandschaft hat werden lassen: Spektakel auf dem Feld, Konter an Konter, Hacke, Spitze, Trallala. „Genau unsere Art Futsal“, sagt Maxi Kalus. Genauso kochte ein Sud an Emotionen auf der Tribüne. 300 Zuschauer, die sie mit Aktionen angelockt hatten, unter anderem einem Jugendturnier der Penzberger Vereine. „Ein cooles Spiel mit falschem Ausgang“, sagt der Spielertrainer. Während der FCP hinterher seine verzockte 4:2-Führung beweinte, feierten die Hamburger Neulinge den Klassenerhalt, der so gut wie sicher ist. Diese Rolle war in der vergangenen Saison noch den Penzbergern vorbehalten.

Nach zehn Niederlagen in Folge versuchten es Kalus und Trainerkollege Marco Hiry mit einem psychologischen Kniff vor der Partie. Der erste 17-jährige Ugurkan Verep, Bruder von Spielführer Fazlican Verep, bekam in seinem ersten Bundesligaspiel die Kapitänsbinde überreicht. „Der Fazli hat zehn Spiele nicht gewonnen, da wollten wir was ändern“, sagt Kalus. Bruder Ugurkan, auf dem Feld für die A-Jugend des TSV Murnau im Einsatz, trainiert schon seit längerer Zeit mit den Penzbergern in der Halle. „Da zockt er richtig auf“, sagt sein Coach. Doch auf der großen Fläche, der Bundesliga, merkte man ihm die Nervosität noch an. Selbst einer wie Samir Neziri, der an der Schwelle zum Profitum bei 1860 München steht, hat ja ein paar Partien zur Eingewöhnung gebraucht. Dafür zeigte er im Kellerduell die ganze Pracht seines Könnens. Zwei Tore und eine Vorlage vermerkte Kalus bei seinem Top-Stürmer.

Löwe Neziri führte seinen Heimatverein in diesem Wild-West-Duell zu einem 4:2-Vorsprung, der bis wenige Sekunden vor der Halbzeit hielt. Penzberg bekam gar einen Freistoß zugesprochen, verlor jedoch den Ball und kassierte noch das 3:4. „Da fehlt uns einfach die Cleverness“, sagt Trainer Kalus, der die Szene als „die entscheidende Aktion“ deklariert. Denn bei St. Pauli machten die Gastgeber schon die ersten Anzeichen von Frust aus. Etwa wie der Gästecoach einen Spieler rabiat packte. „Wir hatten sie im Griff“, sagt Kalus. Mit dem Anschlusstor kam der Glaube bei St. Pauli in die Kabine zurück.

Später verhalf den Hamburgern noch eine zweifelhafte Schiedsrichter-Entscheidung zum Sieg. Beim Stand von 4:4 drehte ein Stürmer schon ab, lief Richtung Ecke, fiel dann aber Ballerina-gleich bei einem Mini-Kontakt. „Ein fragwürdiger Sechs-Meter. Der Ball wäre keine Ahnung wohin gegangen“, sagt Kalus. Den Strafstoß parierte Torwart Michael Moroff noch, der Nachschuss schlug ein. Passte alles zu dieser Saison an Unzulänglichkeiten und Pech, die aber eines noch nicht geschafft hat: den Penzbergern den Spaß am Futsal zu nehmen. Maxi Kalus betont: „Mir hat es Spaß gemacht.“ Jetzt gehe es darum, die Spielzeit sauber zu Ende zu bringen. Unabhängig von der Tabelle.

Am Sonntag, 15. Januar, treten die Penzberger bei Jahn Regensburg an. Die Oberpfälzer (24 Punkte) sind Tabellendritter und haben jüngst die „Wakka Eagles“ mit 5:0 besiegt. Spielbeginn ist um 14 Uhr. (am)

Statistik

FC Penzberg 5

FC St. Pauli 6

Tore: 0:1 (1.) Grünberg, 1:1 (3.) Neziri, 2:1 (5.) von Werthern, 2:2 (11.) Sbou, 3:2 (12.) Azizi, 4:2 (13.) F. Verep, 4:3 (20.) Mozafari, 4:4 (22.) Grünberg, 4:5 (29.) Sbou, 4:6 (30.) Mozafari, 5:6 (36.) Neziri. Gelbe Karten: Penzberg 3, St. Pauli 4. Rote Karte: St. Pauli 1. Schiedsrichter: Schell.