1. FC Penzberg: Gehörloser Fußballprofi übernimmt – Simon Ollert wird Trainer
Der 25-Jährige löst Martin Wagner zur kommenden Saison
Bild: Andreas Mayr
Manchmal ist es ein kleiner Moment, der einen packt und nicht mehr auslässt. Genauso ging’s Fotios Roumbos aus der Sportlichen Leitung beim 1. FC Penzberg nach dem Gespräch mit seinem neuen Trainer vor einigen Wochen.
Authentizität ganz wichtig – Mut Fehler machen zu dürfen
Weil er aber wenig später auch ein Angebot vom FC Ingolstadt (Co-Trainer der U15) annahm, hörte er nach stressigen Monaten in Pfeffenhausen auf. Wochenlang stand er durchgehend von Montag bis Sonntag auf dem Platz. Zur Rückrunde übernahm er die C-Jugend in Bayerns höchster Klasse mit einem weiteren Assistenten. Was er mitgenommen hat: „Grundsätzlich spielt es keine Rolle, ob man im Jugendbereich oder Herrenbereich als Trainer arbeitet. Wichtig ist nur, dass jeder Trainer authentisch und seinen Prinzipien treu bleibt.“
Deshalb sind sie in Penzberg auch bereit, das Risiko einzugehen und einen 25-Jährigen an die Seitenlinie zu stellen. Ollert selbst sieht kein Problem. Die Führungsspieler, die meisten davon älter als er, müsse er als Trainer und Mensch überzeugen. Seine Idee vom Fußball stellt einen Kernbegriff ins Zentrum: Mut. Die Mannschaft soll „befreit aufspielen und Fehler machen dürfen“. Genauso will er Geschlossenheit und Respekt vor Gegnern wie Schiedsrichtern lehren. Besonders die ehrliche Art der FCP-Führung habe ihm imponiert, sagt Ollert. „Ich habe gemerkt, dass sie den Verein nach vorne bringen wollen, ohne verrückte Dinge zu machen.“
FC-Hollywood-Zeiten längst vorbei – Heimatverein bleibt aber nicht außen vor
In Penzberg schätzen sie vor allem seine „Fachkenntnis und neuen Ideen“, wie Clubchef Joachim Plankensteiner sagt. Die Zeiten, in denen der FCP als FC Hollywood verspottet war, sind längst Geschichte. Mittlerweile überzeugt Penzberg ob seiner Professionalität, gilt als einer der Vorzeigevereine im Landkreis – unabhängig vom sportlichen Erfolg. „Die Kommunikation intern ist top“, sagt Roumbos. Dazu erzählt er die Geschichte, wie sie beim FCP auf Ollert stießen. Korbinian Gerg, der Physiotherapeut, hatte gehört, dass Ollert mit seiner Freundin zurück ins Ammertal zieht. Schaut euch den mal an, sagte er zum Vorstand. „Wir hören auf unsere Leute“, betont Roumbos. Es ist ja nicht so, dass in Penzberg noch niemand von Ollert gehört hätte. In der Jugend trat er mit der JFG Jammertal öfters gegen den FC an. Außerdem kenne er einige Spieler, weil er auch außerhalb viele Mannschaften der Region verfolgte.
Roumbos beschreibt ihn als „Wahnsinnstypen, die 25 Jahre merkt man ihm gar nicht an“. Bei seinem neuen Klub soll er junge Spieler formen, die offensiven Anlagen der Penzberger in ein System gießen. „Simon ist keiner, der sich hinten reinstellt.“ Über seine ersten Kontakte zu den Penzbergern sagt Ollert: „Sehr harmonisch.“ Der FCP schließt damit nahtlos an die Ära Martin Wagner an. Also muss der FC Bad Kohlgrub künftig ohne Ollert auskommen? Jein. Er hat mit Penzberg ausgemacht, dass er – wenn es zeitlich passt – weiter für die Bad Kohlgruber auflaufen wird. „Ich möchte meinen Heimatverein so gut es geht unterstützen.“
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