FC Penzberg: „Das war ein klares Statement von uns“ – Der Klassenerhalt rückt näher

Überzeugender Sieg im Kellerduell der Bundesliga gegen Mainz mit 7:2

Am Ende jazzten die Penzberger wieder ihr Jubel-Medley auf und ab. Fotos mit Fans und Familie, La Ola und dazu die nötigen Partyhits.

Penzberg – „Oh, wie ist das schön“ drehten sie besonders laut auf. Und daran fand sich nichts Verwerfliches, weil es ja wahrlich schön war, was die Futsaler der Stadt abgeliefert hatten. Was war noch einmal mit Druck und dünner Luft im Abstiegskampf gewesen?

Im Duell mit der TSG 1846 Mainz spürte man nichts davon. Eine taktisch meisterhafte erste und eine spektakuläre zweite Hälfte ermöglichten dem FCP mit dem 7:2 (2:0) seinen höchsten Sieg in der Bundesliga und gleichzeitig den bislang größten Satz Richtung Klassenerhalt. Mit dem Dreier gegen den Tabellenvorletzten setzten sich die Penzberger nun fünf Punkte vor Mainz.

FC Penzberg zeigt sich grundverändert im Vergleich zur letzten Woche

Entscheidend war letztlich die Niederlage in der Vorwoche und der Prozess der Aufarbeitung. Schonungslos analysierten sie beim FCP die Schneiderfahrt nach Hamburg. „Es ging darum, dass jeder selbstkritisch damit umgeht“, betonte Andreas Brunner – und nannte sich selbst an erster Stelle. Ein Trainer, der auf der Tribüne sitzt (nach Platzverweis im Duell davor), helfe genauso wenig wie ein Doppelpass, der beim Gegner landet. Eine Woche später erkannte niemand die Penzberger wieder. Niemand stürzte sich mit Fahnen und Fanfaren auf das gegnerische Tor. Stattdessen hielt sich das ganze Team an Brunners Grundidee: lieber ein bisschen tiefer stehen, da Mainz große Schwierigkeiten hatten, überhaupt zu Torchancen zu kommen. Lag auch am Ausfall von zwei gesperrten Stammkräften, die zu den Gefährlichsten im Kader des Schlusslichts gehören. Als „sehr, sehr gut“ ordnete der FCP-Coach die defensive Arbeit seiner Mannen ein. Wie eine Metapher dafür stand die erste Aktion des Spiels, nach gerade zehn Sekunden. Hinten gewann Penzberg einen Zweikampf, Maximilian Berwein tankte sich durch, seinen Pass schob Maximilian Kalus, der tags zuvor seinen 32. Geburtstag feierte, knapp am halbleeren Tor vorbei. In diesem Rhythmus ging es weiter.

Maxi Berwein mit Doppelpack bei Debüt

Bemerkenswert war diese Leistung auch oder gerade wegen des kleinen Kaders. Diverse Ausfälle ließen das Aufgebot schrumpfen. Am Tag davor sagte auch noch Top-Torschütze Samir Azizi wegen eines Todesfalls in der Familie ab. Die angespannte Lage spülte einige Kicker in Hauptrollen, die zuvor andere besetzt hatten. Efe Kurtar etwa, der 19-Jährige, gehörte erstmals zur Stammformation im zweiten Block. Bei früheren Kurzeinsätzen regierte die Nervosität, diesmal präsentierte er sich defensiv abgezockt. „Sehr aufmerksam“, lobte Brunner. Kurtars Höhepunkt: Als die Mainzer ihren Torwart nach vorne zogen, klaute er im Zweikampf einen Ball und schoss ihn ins leere Tor. Azizis Interpretation des Brechers im Sturm übernahm Maximilian Berwein bei seinem Debüt. Die Mainzer hatten offenbar noch nie von ihm, seiner Wucht und seiner linken Klebe gehört. Zwei Treffer gelangen dem Neuzugang. Offensiv hatte Brunner solch Leistungen von ihm erwartet. Defensiv überraschte der Sturmtank seinen Coach. Über die gesamten 40 Minuten hielten sich die Penzberger an ihre defensiven Vorgaben, gingen die Zweikämpfe proaktiv an. In der Vergangenheit waren sie praktisch in jedem Spiel den Verlockungen des Konterspiels verfallen.

Was man nicht vergessen darf: Auch im taktischen Korsett blieb genügend Raum für Spektakel. „Ich bin weder im Futsal noch im Fußball ein Fan von wahnsinnig viel Struktur“, sagte Coach Brunner auf die Offensive bezogen. Beide Sportarten leben seiner Meinung nach davon, „dass man kreativ zu Werke geht“. Ein besonders Gespür für die Kunst mit Ball hat Alen Patak, Penzbergs Ballmagier gegen Mainz. Zwei Buden, beide erzielt von Josef Siegert zum 1:0 und 3:0, erschuf er mit feinsten Vorlagen, das 5:1 erzielte er per Direktschuss nach einer Ecke selbst. „Wirklich toll herausgespielt“, lobte Brunner nach dem dominanten Auftritt seines Teams, dem besten dieser Saison. Mit Blick auf den Abstiegskampf sagte er Richtung Konkurrenz: „Das war ein klares Statement von uns.“ Allerdings dürften die momentanen zehn Zähler noch nicht reichen. Vier mehr plant der Coach noch ein. Mit der Einstellung vom Sonntag sei sein Team auf jeden Fall in der Lage, auch auswärts in Düsseldorf oder Bielefeld zu gewinnen. (Andreas Mayr)