FC Penzberg: Bezirksligist rückt vom ursprünglichen Saisonziel ab – viele Leistungsträger verletzt
Der FC Penzberg ist am Sonntag beim TSV Neuried zu Gast
Aufgrund vieler Verletzungen weicht der FC Penzberg schon früh vom Saisonziel „Aufstieg“ ab. Sepp Siegert kritisiert den raschen Re-Start im Amateurfußball.
Penzberg – Manche Absonderlichkeit des Fußballs würde sich Josef Siegert, der Sepp, gerne sparen. Etwa zwei Kreuzbandrisse innerhalb einer Woche in einer Mannschaft, so passiert beim FC Penzberg. „Das habe ich noch nie erlebt und möchte ich auch nicht nochmals erleben“, sagt der Penzberger, der zur Sportlichen Leitung beim Bezirksligisten gehört. Zunächst erwischte es Christian Wiedenhofer, den Innenverteidiger, bei einem Zweikampf im Heimspiel gegen den BCF Wolfratshausen.
Sein Gegenspieler fiel unglücklich mit dem gesamten Gewicht auf dessen Gelenk. Das Band gab nach. Bei Maximilian Panholzer sah alles harmlos aus. Ein Foul, ein leichter Tritt gegen das Knie, Panholzer spielte weiter – und erfuhr erst hinterher von der erschütternden Diagnose.
FC Penzberg: Zwei Kreuzbandrisse innerhalb einer Woche
Beide erwartet nun die dunkle Seite des Sports. Wochen und Monate geprägt vom Kampf zurück zum normalen Leben, voll von Zweifeln und der Frage: Ist es das wirklich wert? Martin Wagner, ihr Trainer, hat diesen Leidensweg zweimal bestritten und irgendwann entschieden, dass er besser neben dem Platz aufgehoben ist als auf ihm. „Du fällst lange aus“, sagt er. Das sei bitter für die Mannschaft und noch viel bitterer für die beiden Spieler.
Die Verantwortlichen beim FC Penzberg quält noch eine zweite Thematik, eine universelle Frage, die landauf landab die Fußballer beschäftigt: War das wirklich klug, so früh und so intensiv wieder anzufangen? Eines möchte Sepp Siegert vorweg schicken: Seine Vermutung ist nicht basiert auf faktischen Begebenheiten, sondern nur eine mulmige Melange aus Beobachtungen, Gesprächen und Erfahrungsberichten. Man müsse sich einmal anschauen, wie viele Verletzungen, vor allem muskuläre, es in den Amateurligen gebe. Durch die lange Pause hätten alle Spieler abgebaut, selbst wenn sie regelmäßig laufen gegangen sind. Doch ein Waldlauf könne nicht die Belastung auf dem Fußballfeld simulieren. „Sprunggelenke, Kniegelenke trainierst du gar nicht“, betont der FCP-Funktionär. Er sieht einen Zusammenhang zwischen der langen Coronapause, der kurzen Vorbereitung, dem Mammutprogramm zum Start sowie den Verletzungen. „Ich kann es nicht beweisen, aber das ist meine persönliche Meinung. Da ist der Verband gefragt, solche Sachen besser zu berücksichtigen, sich ärztlichen Rat zu holen, ob fünf Wochen Vorbereitung wirklich okay sind“, sagt Siegert und hängt dann einen explosiven Satz hinten dran: „Da ist für mich der Verband mit schuld.“
Sepp Siegert: „Da ist für mich der Verband mit schuld“
Beim Bezirksliga-Klub hat sich die Lage somit verschärft. Mit Christian Wiedenhofer und Maximilian Panholzer fallen zwei elementare Stützen des Teamgerüsts weg. Wiedenhofer gilt als einer der besten Verteidiger der Spielklasse, Panholzer kann mit seinem Kreativgeist eine ganze Offensive alleine unterhalten. „Das sind Spieler, die du nicht eins zu eins ersetzen kannst. Du merkst erst, wen du verlierst, wenn sie nicht mehr spielen“, sagt Trainer Martin Wagner. Für Josef Siegert bleibt nur eine Alternative: Jetzt müssen die Jungen ran. Das neue Schema, das Penzberg gewählt hat, wird nun auf radikale wie unfreiwillige Weise umgesetzt. „Die Jungen müssen die Chancen sehen. Sie müssen sich zeigen und nicht zufrieden sein. Jetzt geht’s erst richtig los“, betont der Siegert Sepp.
In seiner aktiven Zeit hätte er sich über eine solche Gelegenheit gefreut. Coach Wagner setzt auf das Kollektiv, „dass jeder ein paar Prozent drauf setzt“, sowie auf einige Einzelspieler, die nun prominentere Rolle erhalten. Im Mittelfeld nennt er Sabir Neziri, der zuletzt gegen Kosova München nahezu fehlerfrei auftrat. „Der gibt Gas, der kann das – und der kann noch viel mehr“, lobt der Habacher.
FC Penzberg: Bezirksligist verzichtet auf Neuzugänge
Auf Neuzugänge, die auch noch die Finanzen belasten würden, verzichtet der FCP hingegen. Nur falls sich zufällig etwas ergibt, werde man reagieren, sagt Siegert. „Wir werden nicht irgendwelche Schnellschüsse machen. Das ist nicht unser Stil.“ Lieber möchten sie die Jugend protegieren. Trainer Wagner rückt zudem „von einem klaren Aufstiegsziel“ ab. „Die jungen Burschen brauchen noch ein bisserl.“ Nach den Verletzungen müsse der FC von Spiel zu Spiel blicken. Zumal die Liga mit den vogelwilden Ergebnissen ohnehin schwer einzuschätzen ist, wie Siegert klarstellt. „8:0, 9:1 – das wäre vor drei Jahren nicht zustande gekommen.“ Für ihn steht auch diesem Punkt fest: „Das ist coronabedingt.“
Einen weiteren Kantersieg wie beim 8:0 gegen den FC Kosova München wird es an diesem Wochenende für die Penzberger mit hoher wahrscheinlichkeit nicht geben. An diesem Sonntag treten die FC-Kicker beim TSV Neuried an (14 Uhr). Das Team aus dem Münchener Süden hat zum Saisonstart mit 1:4 gegen Wolfratshausen verloren, dann aber setzte es zum Höhenflug an. In den folgenden fünf Partien gab’s vier Siege und ein Unentschieden, was die Neurieder an die Tabellenspitze gehievt hat. Ein besonderes Augenmerk sollten die Penzberger auf Maximilian Schwahn haben. Der TSV-Stürmer hat bereits sechs Tore erzielt. In der abgebrochenen Corona-Saison 2019/21 gewann der FC sein Gastspiel in Neuried mit 3:0. Zum Rückspiel kam es nicht mehr. (Andreas Mayr)
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