Irres Finish im Derby in Penzberg – Raisting-Trainer Franz über Ollert: „Außendarstellung: Note 6“
Elfmeter, Emotionen, rote Karten
Ein hitziges Bezirksliga-Derby zwischen dem FC Penzberg und dem SV Raisting endet am Ende unentschieden. Eine Szene in der Nachspielzeit sorgt für Emotionen.
Penzberg/Raisting – Für den Irrsinn der 96. Minute fand niemand die richtigen Worte. Selbst die Videoaufnahmen musste man mehrmals sichten, um das komplette Bild zusammenzusetzen. Fest steht: Simon Ollert und Johannes Franz, die Trainer der beiden Landkreisklubs, werden nicht mehr zu besten Freunden. Auslöser war die Szene des Bezirksliga-Derbys: Markus Riedls Freistoßkracher zum 3:3-Ausgleich für Raisting, dem ein Jubellauf vor die Penzberger Bank samt entsprechender Gestik folgte. Die wesentlich spannendere Sequenz aber spielte sich im Strafraum ab.
„Außendarstellung als Trainer: Note sechs“ – SV Raisting-Trainer Hannes Franz über Simon Ollert
Kurz bevor Riedls Linksschuss einschlug, war Simon Ollert in der Freistoßmauer auf und ab gehüpft, hatte Riedl zudem verbal provoziert. „Schieß doch“, rief er dem Schützen neckisch entgegen. Im Profibereich habe er gelernt, dass man zu solchen Tricks in seltenen Fällen greift, erklärt der Coach des 1. FC Penzberg. Riedl habe sich davon aber nur anspornen lassen, sagt Ollert. „Das Gegentor geht voll und ganz auf meine Kappe.“ Trainerkollege Hannes Franz wählte für die Aktion nur ein Wort. „Peinlich“ – und giftete hinterher: „Außendarstellung als Trainer: Note sechs.“ Im Anschluss an das Tor stürmte wiederum Franz mit zwei Mitspielern auf Ollert zu, Gianluca Zandt rempelte ihn im Jubel zu Boden, sah dafür Rot. Ebenso wie Penzbergs Denny Krämer, der den Rächer mimte. Der FCP-Coach nahm’s Zandt nicht persönlich: „Das sind halt Emotionen.“
Schiedsrichter Vincenzo Amoro im Mittelpunkt: Handspiel und Zehn-Minuten-Strafe statt Platzverweis für Multerer: „Rot wäre absolut überzogen gewesen“
Auffällig war noch, dass Schiedsrichter Vincenzo Amoro und seine beiden Linienrichter mal wieder ihre Augen zu spät an der passenden Stelle hatten. Ja, dieses 3:3 wird nur weitere Bausteine beitragen zu einer ständig anwachsenden Rivalität. Anstatt Brände zu löschen, zündelten die Referees selbst mit. Unfreiwillig, das sei betont. Zu ihrer Verteidigung: Dieses Derby fiel unter den Schwierigkeitsgrad „sehr hoch“ mit kniffligen Aktionen und geladenen Emotionsbolzen auf beiden Seiten. Beim Stand von 2:0 für die Gastgeber schimpfte Penzberg zum ersten Mal. Handspiel sahen die Penzberger nach einem Kopfball an den Pfosten.
Der nächste Aufreger ereignete sich gleich nach der Pause. Nach einem harten Foul von Markus Riedl an Ardian Geci stürmte Benedikt Multerer in das aufkommende Getümmel. Die Erzählungen danach gleichen sich kein bisschen. Auch die Videobilder helfen nicht bei der Rekonstruktion, weil die Kamera wegschwenkt. Geci soll mit dem Fuß getreten haben, Multerer wie ein Rammbock die Penzberger getroffen haben. Jedenfalls gab Schiri Amoro Gelb für Geci und Rot für Multerer, stufte die Strafe aber nach minutenlanger Diskussion mit seinem Assistenen auf eine Zehn-Minuten-Strafe herab. „Rot wäre absolut überzogen gewesen“, meinte Franz.
Josef Siegert verletzt sich beim 3:1 – Sinan Grgic trifft gegen seinen Bruder zum Anschluss
Der sportliche Part des Spiels ist nicht minder unterhaltsam. Penzberg führte 2:0, weil es die zuletzt gefeierte Raistinger Wunderabwehr zweimal mit Flanken auf den zweiten Pfosten überraschte. „Das darf so in der Liga nicht passieren“, betonte Franz. Ollert hingegen lobte sein Team für eine „überragende erste Halbzeit“ – mit einem klitzekleinen Makel. Der leichtfertig verursachte Handelfmeter, von Markus Riedl (45.) geschossen, ins Tor gelenkt vom starken FCP-Keeper Daniel Baltzer, erschuf einen Funken Hoffnung, den Franz in der Kabine zum Lodern brachte. Raisting drängte auf den Ausgleich, doch Penzberg traf per Elfmeter nach einem uncleveren Einsteigen gegen Franz Huber. „Er war heute richtig gut“, lobte Simon Ollert. Beim Strafstoß verletzte sich Schütze Josef Siegert, was dem Derby eine weitere Pointe bescherte und Penzberg signalisierte: Das war’s noch nicht.
Der eingewechselte Sinan Grgic schoss Raisting heran. In anderen Partien wäre das Stoff für ein Heldenepos gewesen, wo doch sein Bruder Seiten gewechselt hatte. Am Samstag blieb’s eine Randnotiz. „Es gibt so was wie Gerechtigkeit. Deswegen freut’s mich umso mehr“, jubilierte Franz. (Andreas Mayr)
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