Unglaubliche Jubelszenen in Penzberg: FC gewinnt erstes Bundesliga-Spiel – Verep trifft doppelt

Futsaler siegen gegen Wakka Eagles

Fast wie der Gewinn der Meisterschaft: Der 1. FC Penzberg schreibt Futsal-Bundesliga-Geschichte. Fazlica Verep traf doppelt. Der erste Sieg steht in den Büchern.

Penzberg – Was mit der Schlusssirene passierte, lässt sich schwer in Worte fassen. Während die Gäste aus Hamburg, die Wakka Eagles, zum Sturm- und Dranglauf gen Schiedsrichter ansetzten, taten die Futsalspieler des FC Penzberg Dinge, die man normalerweise nur nach Meisterschaften anstellt. Sie hievten sich gegenseitig in die Höhe, trugen Kinder durch die Halle, posierten für Jubelfotos und sprinteten ganz am Ende Hand in Hand gen Tribüne, auf der etwa 150 lautstarke Besucher ihnen applaudierten.

Aus den Lautsprechern donnerte die Nachricht des Tages im hohen Dezibelbereich: „Am ersten Spieltag der erste Bundesligasieg für den Futsal-Club Penzberg.“ Mit 6:4 (1:1) gewannen die FC-Futsaler die Auftaktpartie und schrieben ein kleines bisschen Bundesliga-Historie – so dick darf man nach diesem Spiel schon auftragen.

Der Held des Nachmittags lehnte schon bald an der Hallenwand, die Füße auf der Wechselbank abgelegt, erschöpft, aber glücklich. Fazlican Verep, 25 Jahre alt, hatte zwei Tore geschossen, darunter das geschichtsträchtige erste in Minute vier zum 1:1. „Das kann man einfach nicht beschreiben. Für den Verein das erste Bundesliga-Tor zu schießen, besser geht’s nicht“, sagt Verep. Die Geschichte dieses Erfolgs beginnt allerdings viel früher, genauer am Donnerstag der vorigen Woche. In der Teamsitzung, erzählt Samir Azizi, gaben Fußballer und Futsaler das gemeinsame Ziel aus: „Das muss Neun-Punkte-Wochenende heißen“, so Azizi. Wobei man ehrlich sagen muss: Verglichen mit den Freiluft-Teams hatten die Hallenkicker die denkbar schwerste Aufgabe gezogen.

Das Futsalteam vom SC Vorwärts Wacker, so heißt der Hamburger Klub, hat sich 2010 als Fun- und Freizeittruppe gegründet. Keiner der Gründer ist mehr übrig, wie Coach Ali Yasar erklärt. 2019 wechselte die Formation zu Vorwärts Wacker, weil sie mit dem Verein ihren Bundesligatraum verwirklichen konnten. „Das ist stetig gewachsen“, sagt der Coach. Bereits am Samstag reisten die Hamburger in zwei Kleinbussen an – und Sonntagnachmittag mit mehreren Portionen Wut im Bauch wieder ab. Samir Rabbi, Spieler von Wakka, fasste die allgemeine Stimmungslage so zusammen: „Egal, ob Regionalliga oder Bundesliga – immer die gleiche Scheiße“, brüllte er Richtung Schiedsrichter. Mit der gelb-roten-Karte gegen Theodoros Ganitis (unter anderem wegen eines zweifelhaften Wechselfehlers) überschritten die Hamburger ihre Betriebstemperatur und fühlten sich grob benachteiligt. Maximilian Kalus vom FCP sah hingegen eine „solide Leistung“ seitens der Offiziellen. In einem Punkt muss man den Gästen recht geben: Der Hallenverweis samt Zeitstrafe verschob das Gewicht gen Penzberg.

Zuvor war das ein höchst ausgeglichenes Spiel gewesen, in dem Penzberg zweimal einen Rückstand konterte. Nach Samir Azizis Treffer zum 3:2, wenige Sekunden nach Ende der Zwei-Minuten-Strafe, passierten jedoch zwei Dinge: Die Eagles sahen nun in den Schiedsrichtern ihr Feindbild Nummer eins und verloren damit den Fokus aufs Spiel. Und Penzberg warf die Emotionskanone an, die fortan ohne Unterlass feuerte. Ob’s immer so emotional zugeht, will man von Samir Azizi wissen. Ja, seit vorigem Jahr, sagt er und erzählt vom ersten Regionalliga-Spieltag gegen Regensburg. Ohne Training habe man sich in der Halle am Wellenbad getroffen. „Hallo, ich bin der Samir“, hat er zu manchen gesagt, die er davor noch nicht gesehen hatte. Danach gingen sie aufs Feld – und gewannen 4:2. „Wir waren immer ein bisschen verrückt. Aber seit dem Spiel ist es bei uns richtig verrückt.“

Viel trainiert haben sie auch für die Bundesliga nicht. Ging ja kaum. Azizi etwa betreibt eine Gaststätte im Ort, ist Familienvater. Aber das, was er in Mazedonien früher gelernt hat, verlernt er natürlich nicht. Beinahe wie ein Basketball-Center hält er die Bälle mit dem Rücken zum Tor, dreht sich in alle Richtungen, verteilt sie oder schießt. Bis zum U21-Nationalspieler hat er’s mit diesem Repertoire geschafft. Die Penzberger haben mehr solche Könner, etwa den Zauberkünstler Alen Patak, dessen Tor zum 5:3 demnächst auf diversen Internetkanälen gefeiert werden dürfte. Obwohl sie so selten üben, „passt die Chemie bei uns, wir sind eine verrückte Truppe“, sagt Azizi. Mit dem letzten Tor von Marco Hiry – ein Strafschuss machte den 6:4-Erfolg perfekt – begann die Hallenparty der Sonntagssieger, zu der Teamsprecher Maximilian Kalus nur eines einfiel: „ein perfekter Einstand.“

Statistik

FC Penzberg 6 Wakka Eagles 4

FC Penzberg: Utmälleki, Meier – Azizi, Dötsch, M. Diemb, Patak, Kohjasteh, Kalus, Abasikeles, Kurtar, Emini, Hiry, Puta, Verep.

Tore: 0:1 (6.) Suntic, 1:1 (7.) Verep, 1:2 (22.) Abasikeles (Eigentor), 2:2 (26.) Patak, 3:2 (33.) Azizi, 4:2 (37.) Verep, 4:3 (56.) Schirosi, 5:3 (58.) Patak, 5:4 (62.) Azizpoor, 6:4 (65.) Hiry (Zehnmeter).

Schiedsrichter: Matti Kastendeich (Stuttgarter FV). Zuschauer: 150.